MACS

Kehren wir zurück zu den Anfängen der Computer-Ära, zu den ersten elektronischen Spielegeräten und Homecomputern...

Wir schreiben das Jahr 1986. Ein jugendlicher 15-jähriger in einem kleinen Dorf im Münsterland/NRW besucht seinen erwachsenen Nachbarn, der ihm etwas von Computern und Spielen erzählt hat. Dieser Junge hatte schon seine ersten elektronischen Erfahrungen mit einem neuen Gerät gemacht, denn seit kurzem war er stolzer Besitzer einer Atari VCS 2600-Spielekonsole und einigen Steckmodulen, wobei "The Empire strikes back" aus der Star Wars-Reihe sein liebstes Pixel-Abenteuer war.
Beim Nachbarn angekommen zeigte ihm dieser stolz seine Maschine, einen C64 der ersten Generation mit zahlreichen Erweiterungen, Köpfen und Schaltern, summenden Laufwerken und Bergen von Disketten. Dieser Nachbar, ein Herr Andresen, wohnte genau wie der Jugendliche im beschaulichen Freckenhorst, einem Ortsteil von Warendorf in Westfalen.

So wurde ein C64 angeschafft, noch ohne Laufwerke und Software, und erste Listings ausprobiert. Schnell war klar; ein Laufwerk musste her. Doch es sollte noch dauern, denn ein Umzug stand an. Aus dem beschaulichen Münsterland ging es im Jahre 1987 in das pulsierende Rhein-Main-Gebiet nach Hessen und an den neuen Wohnort in Karben im Wetteraukreis. Hier wurde eine 1541 erworben und bald schon mit einem Speeddos Plus erweitert. In der neuen (ersten) Schule lernte man einige Gleichgesinnte kennen, vor allem die Nachbarn Hans-Jürgen (Hansi) und sein Bruder, die einen 128er besassen. Mit diesen gründete man aus einer Laune heraus "Elite Cracking Service" und unternahm erste (ziemlich peinliche) Coding-Versuche.

Nach einem weiteren Schulwechsel in Karben lernte man dann Andi (Gobo) und Thomy (Sid, damals noch Jason) kennen. Neben dem Austausch diverser Games entdeckte man Gemeinsamkeiten und vor allem das Coding-Talent von Andi brachte die Idee einer Gruppe weiter nach vorne. Andi und der Bruder Markus (Maggo) hatten schon vor einiger Zeit "Powerzone" gegründet und das ein oder andere Tool erstellt. Aber es fehlten die Kontakte in die Szene und Ideen zu weiteren Projekten, was André (Macs) mitbrachte. Er lud die beiden ein, mit Powerzone ein Teil von ECS zu werden und Games zu cracken, um vor allem coole Intros zu coden.

Letztendlich wurden in Ermangelung von Originalen nie nennenswerte Games gecrackt und ECS liess man schließlich fallen, um sich mit Powerzone ganz den geliebten Demos zu widmen. Nach einigen Releases in 1989 und 1990 und einem intensiven Kontakt zu Digital Marketing konnte man Mitte 1990 das Tool "Final Designer" an DM kommerziell verwerten und entwickeln. Vieles davon war aus Initiative von André entstanden: Der Kontakt zu Dieter Mückter/DM, das Design des Tools, das Organisieren der Treffen zum coden und entwickeln, das Schreiben und Layouten des Handbuchs, die Vertragsabwicklung und die Buchhaltung der Verkäufe und Anfragen.

André war schon früh ein Organisationstalent und hielt so die Gruppe zusammen, sorgte für regelmäßige Treffen, motivierte alle zu Projekten und pflegte die Kontakte in die Szene. Ein Umzug 1990 in das ca. 18 km entfernte Bruchköbel sorgte dafür, dass regelmäßige Treffen vorerst schwieriger wurden. Trotzdem fand André immer wieder Lösungen dafür. Als er im gleichen Jahr schließlich seinen Führerschein machte und ein Auto zur Verfügung hatte, konnte man sich wieder öfter treffen und zahlreiche Copyparties besuchen, die auch weiter weg waren.

Aufgrund von privaten und schulischen/beruflichen Veränderungen brach der Kontakt zu den Freunden langsam ab und Powerzone schlief ein. Andrés Aktivitäten in der C64-Szene schliefen ebenso ein, da er zunehmend mehr auf dem PC entwickelte.

In den Folgejahren war André im Medienbereich sehr aktiv. Neben seinem Geschichts-Studium in Marburg war er Herausgeber eines bekannten Spiele-Fanzines und wurde dann Produktionsleiter in einer Filmproduktionsfirma. Danach gründete er eine Medienproduktion und arbeitete viele Jahre in der Spielebranche unter anderem an Titeln wie Spellforce - The Order of Dawn, Anno 1701 und vielen weiteren Games mit. Aus familiären Gründen kehrte er aber irgendwann der Medienbranche den Rücken.

Heute lebt André in Hirzenhain (Wetteraukreis/Hessen), ist selbständiger Webdesigner und betreibt mit seiner Frau parallel eine Berufsimkerei.

CREDITS